Die Reise beginnt

Autorin: Miriam

 Am sonnigen und warmen Vormittag des 11. Mai 2022 soll es endlich losgehen auf unseren langen Weg nach Santiago de Compostela. Da ich keine Zeit mehr hatte, Probe zu packen und auch die Esel nicht gleich überladen möchte, wird mit dem Rest, der nicht mehr passt, das kleine Hundewägelchen vollgestopft. Umpacken -und nochmal Aussortieren, des deutlich unterschätzten Gepäcks!- werden wir heute Abend und wahrscheinlich in den folgenden Tagen noch ein paar Mal. Unter Gesang, Tränen und Umarmungen verabschieden wir uns von der großen Hofgemeinschaft auf dem Luisenhof und ziehen los. Johanna mit Sam, Merlin, Temmie und Tari voran und ich mit Felix, der das Wägelchen zieht, Naomi, Luca und Tjara hinterher. Zunächst über Feldwege in Richtung Limbach-Oberfrohna, dann durch den Ort selber. 
Im Landschaftschutzgebiet Limbacher Teiche machen wir unsere erste, lange Mittagspause und lassen die Esel und Mulis am Wegrand grasen.
Danach geht es weiter zum Wildgatter im Rabensteiner Wald, wo wir von einer sehr freundlichen Mitarbeiterin Wasser für die Tiere bekommen. Bisher haben alle erstaunlich gut durchgehalten, wobei die Esel doch deutlich gemütlicher gehen und Johanna und Anhang immer Mal auf uns warten müssen. Am späten Nachmittag erreichen wir die Waldhütte, in der wir heute Nacht schlafen wollen. Hier haben wir schon während unserer Wanderung um Chemnitz im Herbst übernachtet. Gegen Abend bekommen wir dann noch Überraschungsbesuch: Karin, die Gärtnerin vom Luisenhof, kommt mit ihrem Sohn Juri vorbei und bringt gleich Abendessen mit. Sie bleiben noch bis es dunkel wird und wir machen einen gemütlichen Spieleabend im Wald.
 Nachdem sie wieder heim gefahren sind, sichern wir die Equiden für die Nacht, sortieren Mensch, Gepäck und Hunde in die Hütte und legen uns geschafft von dem aufregenden Tag schlafen.

Am nächsten Morgen wache ich sehr früh auf und da ich sowieso nicht mehr schlafen kann, schnappe ich mir meine Tiere, eine Wasserflasche und den Trinknapf und mache mich auf die Suche nach dem Waldbächlein, an dem wir gestern vorbeigekommen sind. Die morgendliche Waldstimmung ist wunderschön und ich genieße den kurzen Weg nur mit den Tieren und ohne Gepäck. Zurück beim Hütchen putze ich die Esel gründlich - besonders Naomi verliert gerade viel Winterfell - sortiere und packe. Die Esel bekommen, da es heute quer durch Chemnitz und damit viel über Asphalt geht, ihre Hufschuhe an. Trotzdem ich ein ganzes Stück früher aufgestanden bin, ist Johanna vor mir fertig und Abmarschbereit, ich muss wohl an meiner Technik arbeiten! Vormittags geht es dann durch Chemnitzer Vororte immer mehr dem Stadtzentrum entgegen. Ich bin sehr stolz auf meine tapferen Tiere, die so souverän Straßenverkehr und Engstellen bewältigen. Wir machen eine kleine Mittagspause und ich repariere notdürftig den kleinen Anhänger dem die holprigen Waldwege ein wenig zugesetzt haben. Nach einem kleinen Snack mit Verschnaufpause geht es weiter. In Rabenstein gibt es dann große Aufregung. Merlin erschreckt sich, als Johanna etwas aus der Packtasche nehmen will und rennt um Sam und Johanna herum und verwickelt sie im Strick. Ich drücke einem hilfreichen Passanten meine Esel in die Hand und geh entwirren helfen. Als ich zurückgehe um die Esel wieder zu übernehmen, kommt Merlin im gesteckten Galopp auf uns zugeschossen. Er hat sich erneut erschreckt und diesemal losgerissen. Er donnert an uns vorbei und den Radweg, den wir gekommen sind zurück. Johanna macht sich mit Sam auf die Suche nach ihm, während ich beim Gepäck bleibe. Viel früher als erwartet kommt sie erfolgreich mit dem Ausreißer zurück, diesmal war ein Radfahrer der hilfreiche Passant und hatte ihn auf eine Wiese getrieben. Wir machen uns wieder gemeinsam auf den Weg, aber heute ist wohl der Aufregung noch nicht genug und Felix hat wohl das Geräusch einer vorbeifahrenden Straßenbahn mit dem vor ihm liegenden Gullideckel verbunden und macht ihm folgenden riesige Bogen um jedwedige, auch Straßenmarkierungen und -flicken sind ihm zutiefst susbekt. Die folgende Durchquerung der Innenstadt mit Hauptverkehrsstraßen und vielen Baustellen wird sehr anstrengend und nervenaufreibend und ich bin heilfroh, als wir nach Adelsberg, wo Johannas Eltern wohnen, kommen und damit quasi auf der Zielgeraden sind.

Dort werden wir heute Nacht bleiben und morgen einen Pausetag einlegen.

Kommentare

Beliebte Posts