Pilger brauchen fleißige Schutzengel

Autorin Johanna

Obwohl wir noch alle gesund und munter in die Tage wandern, ist das auf so einer langen Reise nicht selbstverständlich. Neben den 'kleinen' Weh-wehchen, wie Sonnenstiche oder Blasen an den Füßen, gab es doch schon schlimmere Verletzungen. Manchmal hätten Unfälle auch schnell mit einem gebrochenen Bein oder schlimmerem enden können. Zum Beispiel als der Ast, an dem Merlin und Sam festgebunden waren, abbrach und die beiden erschrocken davonliefen. An sich keine große Sache, nur dass einer links und einer rechts an uns vorbei schoss. Der Ast und die Leinen zwischen ihnen flogen auf unsere Köpfe zu. Wir zogen die Köpfe ein, doch keiner kann soch erklären, wieso wir nicht von dem Ast getroffen wurden. Doch auch sonst halten wir unsere Schutzengel gut auf Trab. 
Im weiteren werde ich über Verletzungen schreiben und Bilder dazu posten - wer das nicht gut ertragen kann, sollte lieber hier aufhören zu lesen.

Streckenweise sind wir viel auf Asphalt unterwegs. Das ist sowohl für die Hundepfoten und Hufe, als auch für uns sehr anstrengend. Einmal wurde es so schlimm, dass Miriams Knöchel und Schienbein anschwoll. Bei einer Familie in Scheinfeld, die uns für eine Nacht beherbergte, lernten wir, unsere Knöchel zu tapen. Vorher versuchte Miriam einen stützenden Verband zu befestigen, wie auf dem Bild zu sehen ist.
Als müssten unsere Füße nicht schon genug aushalten, bin ich in eine rostige Schraube getreten. Miriam hatte vor Beginn der Reise Zeltstangen zu Zaunpfählen umgebastelt - mit jeweils einer Schraube oder einem Nagel um sie in die Erde zu stecken. Bei ihren Großeltern sortierten wir viel aus und die Stecken lagen kreuz und quer in einem Korb. Beim darübersteigen blieb ich mit dem Fuß hängen und stach sie mir ein paar gute Zentimeter unter die Haut. Miriams Vater, der uns ein Stück begleitete, musste noch vor dem Frühstück eine kleine Not-Op einleiten. Aber ohne Schraube im Fuß und mit Hundedesinfektionsmittel sterilisiert konnte es weitergehen.
Sam und Merlin machen Unfug, wo sie nur können. Obwohl ich keinen von beiden eintauschen würde, hat mich ihr junges Alter und ihre Unerfahrenheit schon ab und zu fast den Kopf gekostet. Sam ist normalerweise kein bisschen schreckhaft, kennt Hunde und hat keine Angst vor ihnen - im Gegenteil. Und doch hat sie in den letzten Wochen angefangen, vor Hunden hinter Gartenzäunen zu scheuen. Einmal so überraschend, dass sie mich zu Boden warf, und dann selbst hinfiel. Alles purzelte aus den Packkörben heraus und der erschrockene Merlin schleifte sie ein Stück über den Asphalt. Im ersten Moment dachte ich, sie hätte sich ein Bein gebrochen, doch abgesehen von ein paar Schrammen ist sie wohl auf.
Beide Esel tragen Jakobsmuscheln am Sattel um sie als Pilger auszuweisen. Nach einem Satteltausch hatte Miriam die Muscheln erneut befestigt - allerdings war der Sattel niedriger als der vorherige und die Muschel bohrte sich ins Fleisch. Obwohl wir erst ein paar Schritte gegangen waren, hatte sich das Fell abgerieben und Blut trat hervor. Nun trägt Naomi die Muschel an den Taschen und nicht mehr am Sattel.
Naomi ist unser Pechvogel. Alle Hufe haben sich durch das viele Laufen stark abgenutzt. Deshalb haben wir für alle Hufschuhe. Eselhufe sind sehr nässeempfindlich und beide Esel haben durch das regnerische letzte Jahr und den nassen Winter Löcher in den Hufen. Ein Stück der Hufwand brach ab. Doch sie hat keine Probleme damit und läuft noch immer super. Doch haben wir daraufhin von Pferdemenschen einige Geschichten gehört, in denen Pferde z.B. in Gullideckeln hängengeblieben sind und sich den Huf bis auf den Knochen abbrachen - da hat Naomi es fast noch gut.


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